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Berichte der Atlantiküberquerung

1. Bericht von Bermudas aus:

Hallo zäme

Ich hoffe es geht euch gut. Mir geht es wieder besser.

So nun hört ihr das erste mal etwas von mir. Wir ihr ja wisst, bin ich zur Zeit auf dem Weg von den Bahamas (genau San Salvador) in die Azoren.

San Salvador war wirklich ein kleines Paradies mit türkis Wasser aber dafür war es absolut 3. Welt. Man bekam auch fast nichts dort und die ganze Versorgung der Insel lief über ein Boot welches nur einmal in der Woche dahin fährt. Aber es war toll da. Unsere Crew ist auch ganz gut und es funktioniert auch gut an Bord.
 
So, nun sind wir gestern hier auf den Bermudas angekommen. Leider hatten wir ziemlich missliche Windverhältnisse, so dass die ersten 720 Seemeilen nicht gerade ein Erfolg waren. Wir hatten zu beginn einen schönen Wind für etwa drei Tage und danach mussten wir etwa einen Tag unter Motor laufen und dann kam dann der kleine Hammer mit etwa Windstärke 7-8 und einem Wellengang von ca. 3-4. Der Wind wäre ja eigentlich schon gut gewesen, aber leider kam er genau aus dieser Richtung wo wir hin wollten und so mussten wir etwa einen Tag gegen den Wind andonnern und wir sind dann auch um etwa 45 Grad zu fes t abgefallen was uns auch etwa einen Tag mehr kostete.

Ich hatte dann auch ein bisschen Mühe mit Seekrankheit und lag etwa 1.5 Tage flach. Mein Zustand war nicht wirklich gut, aber ich habe es überlebt.

 Nach etwas über 7 Tagen auf See sind wir nun hier auf Bermudas angekommen. Wir haben hier auf den Bermudas (welche sehr schön sind) noch einiges an unserem Schiff zu machen und werden dann so schnell wie möglich richtig Azoren lossegeln.
Ich hoffe, dass es euch allen gut geht und ich freue mich schon darauf euch wieder zu sehen.
Machets guet und bis bald.
hasta luego - Thöme

 

2. und zugleich Abschlussbericht:

Hallo

 Nun bin ich schon seit vier Wochen wieder zu Hause und mache mich an meinen Schlussbericht, so wie die Aktualisierung meiner Homepage.

Tja wenn ich nun so retour schaue, dann liegt mein grosses Abenteuer (Atlantiküberquerung) schon wieder sehr in der Vergangenheit. Es ist auch schon wieder einiges gelaufen seit ich zu Hause bin. So nun aber zum wesentlichen, nämlich zum segeln.

Wir sind am Samstag den 11. Mai 2002 um 14.00 Uhr  mit sehr schwachem Wind von St. Georg`s – Bermudas – aus gestartet. Wir hatten uns bei „Herb“ (einem Kanadischen Wettergott) via SSB (Kurzwellenfunk) eingelinkt um immer auf dem neusten Stand zu sein. Er riet uns von Anfang an, nicht zu fest nördlich zu segeln, da zu dieser Zeit sehr starke Winde und schlechtes Wetter sein sollte. Gesagt getan. Am zweiten Tag als ich mich am Morgen ins Cockpit begab, bemerkte ich schon so ein komisches Gefühl im Magen. Ich gönnte mir eine Schale mit Korn Flakes und leider gingen die dann etwa eine Stunde später über die Reling zu den Fischen (ich hoffe dass es ihnen geschmeckt hat). Nun gut, ich versuchte dann auch gleich mein neues, in Bermudas gekauftes Medikament (Pflaster hinter das Ohr) aus. Ich hatte das Gefühl, dass es dann besser wurde, aber leider trog der Schein, denn mein Zustand verbesserte sich nicht wesentlich. Ich setzte das Medi nach einer gewissen Zeit ab und versuchte es ohne.....

Ich konnte die Fahrt aber auch geniessen. Wir erlebten wahnsinnig schöne Sonne- Mond Auf- und Untergänge auf hoher See welche vieles entschädigten. Wir hatten auch fast jeden zweiten Tag eine Herde Delphine ums Boot. Sie sprangen jeweils ca. 15 Minuten in den Wellen umher und verschwanden wieder wie sie gekommen sind. Das war jeweils ein tolles Schauspiel für uns welches wir auch sehr genossen haben und den Alltag an Bord versüsste. Eines Nachts, als ich schlafend in meiner Koje lag, gab es einen ziemlichen schlag aufs Schiff. Gleich danach hob es das ganze Schiff an und mich hat es etwa 10cm von der Liegefläche abgehoben. Danach wurde es wieder ruhig. Ich hörte nur noch etwas reden im Cockpit, schlief aber gleich wider ein. Am anderen Morgen, als wir alle im Cockpit sassen, vermochte niemand so recht über die letzte Nacht zu sprechen. Uwe, unser Skipper meinte dann, es sei gut, dass wir so ein robustes Schiff hätten, denn so sonst wären wir heute Nacht bestimmt gekentert. Wir mussten dann merken, dass wir einen Wal, welchen wir aber nie zu Gesicht bekamen, gerammt haben. Es war uns schon ein bisschen mulmig zu mut mit dem Gedanken ans Geschehene. Wir hatten noch eine weiter Bekanntschaft mit Walen, denn eines Mittags kamen uns zwei Orcas entgegen und schwammen rechts an uns vorbei. Auch dies war ein sehr schönes und eindrückliches Erlebnis.

Wir hatten zwei drei male stark Winde während dieser fahrt, was natürlich das Leben an Bord auch schwieriger machten. Leider kam es bei mir dann immer wieder zu neuen Ausbrüchen von Seekrankheit. Ich konnte trotzdem auch während dieser schwierigen Zeit die See immer wieder von neuem bestaunen. Es ist schon faszinierend, wenn sich hinter dir so 10-15metrige Vulkane auftun und man von der Welle runter surfen kann. Wir hatten oft bis doppelte Rumpfgeschwindigkeit bei diesem runtersurfen. Weiter ist auch so „verreckt“, wenn sich die Wellen hinter dir zu brechen beginnen und auf dich los brechen. Jedes Mal denkt man dann, dass sie nicht über das Boot Hineinbrechen und siehe da, schon kommt eine weitere Welle von der Seite und brach übers Cockpit auf uns hinein. So seht ihr also, es wurde uns nie richtig langweilig und ich muss jedem widersprechen welcher sagt, dass das Wasser, bzw. das Meer immer gleich aussieht.

Die Fische wollten nicht so richtig beissen und so fingen wir während dieser Zeit nur noch einen Thunfisch ca. 40-50cm lang. Er gab ein leckeres Abendessen für uns vier. Das zubereiten des Essens war auch immer wieder ein schwieriges Ding und so gab es sehr oft Spaghetti mit einer vorzüglichen italienischen Fertigsauce. Diese Mahlzeit war jeweils schnell zu bereitet und schmeckte dazu auch immer wieder sehr gut. Ferdinand hingen dann die Spaghettis bis zum Schluss auch wirklich zu den Ohren heraus.

Am Montag den 27.5.02 um 13.45 Uhr war dann einer unserer Höhepunkte der Reise erreicht, denn wir sichteten Land und das schöne war noch, dass es sich um die richtige Insel gehandelt hatte. Nun kam wieder neue Stimmung auf und wir freuten uns auf den ersten Landgang seit bald 17 Tagen. Morgens um 04.00 Uhr UTC lagen 1840 Seemeilen (3400km) seit Bermudas hinter uns und wir legten das Schiff neben einer Dänischen Yacht im Hafen von Horta auf der Insel Fajal (Azorengruppe – Portugal) an. Da das Zollbüro nachts aber nicht offen war, mussten wir noch bis in die Morgenstunden auf dem Schiff verharren. Als es dann endlich so weit war und ich meine beiden Beine auf festen Boden stellen konnte, freute ich mich wie ein kleines Kind darüber und hüpfte umher. Es war ein speziell schönes Gefühl welches mich auch sehr bewegte. Weg waren auch die Strapazen von der ganzen Reise, denn wenn man in diesem Hafen umher schaute, sah man hunderte von Segelschiffen liegen. Eine geniale Atmosphäre. Wir freuten uns auch ganz speziell auf eine Dusche, denn ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt erst einmal Duschen können. Ich denke nicht, dass wir so fest gestunken haben.....hihihi. Leider machte uns dann aber die erste Dusche einen Strich durch die Rechnung, denn genau zu diesem Zeitpunkt als wir uns duschen wollten, blieb das Wasser auf der ganzen Insel aus. SCHEISSE! Tja, das hiess dann noch einmal einen Tag warten. Dies funktionierte am nächsten Tag und ich sage euch, es war soooo schön! Wir genossen jeweils am Abend auch ein bis.... Biere in Peters Café, welches unter Seglern sehr Bekannt ist.

So hiermit stehe ich am Ende mit meinem kleinen Berichtli und hoffe, dass ihr euch amüsiert habt. Mir hat es spass gemacht, mein Erlebtes euch zu erzählen.

Ich blicke heute mit Herzklopfen auf die grösste Herausforderung meines Lebens, welche ich angenommen- und durch gestanden habe, zurück. Die erlebten Bilder werden mich hoffentlich mein ganzes Leben begleiten!! Mega isch es gsi!!!!!!!!

 Ich wünsche euch allen eine gute Zeit, machets guet und hoffentlich „hasta luego“ (bis bald).

Thöme – Tommy – Tom – Thomas